Peter Schöffer und die Entfaltung der beweglichen Lettern - Die Historie der Druckkunst von der Ankike bis zum digitalen Zeitalter
Titelblatt
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Auf diesem Blatt ist Schöffer gleichzeitig als junger Mann, als Mann im mittleren Alter und in seinem hohen Alter auf dem Platz am Sand vor Augen geführt.
Am Anfang war das Wort
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Voraussetzung für den Druck mit beweglichen Lettern war das Alphabet, das sich vom Laut über die Zeichnung und Bildzeichen entwickelte.
Der Pionier aus dem Land der aufgehenden Sonne
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Der chinesische Staatsmann Shen Kuo berichtet, dass ein einfacher Mann Namens Pi Sheng schon um 1040 die ersten Texte mit beweglichen Lettern druckte. Er formte Zeichen aus Ton, die er nach dem Brennen mit geschmolzenem Wachs auf eine Eisenplatte drückte. Nach dem Erkalten des Wachses waren die Tonformen unverrückbar. So konnte von diesem Satz eine Auflage von Handabzügen hergestellt werden. Später wurden solche Zeichenstempel vor allem aus Holz und Metall hergestellt, daneben blieb aber der Holztafeldruck von großer Bedeutung.
Letternguss in Korea
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Schon vor 1400 goss man in Korea Lettern aus Erz. Das Impressum des in Cheongju gedruckten Buches „Buljo Jikji Simche Yojeol“, kurz „Jikji“ genannt, weist das Werk als Druck mit metallenen Lettern aus, entstanden während der Goryeo-Dynastie im Jahre 1377. Von dem zweibändigen Werk ist nur ein Band in der Bibliothèque Nationale in Paris erhalten. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde durch König Sejong mit der Hangul-Schrift ein einfaches Alphabet mit (heute) 24 Zeichen eingeführt.
Straßburger Spiegel für Aachen
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Auskunft über das Wirken der Frühdrucker geben Urkunden und Gerichtsprozesse. Johannes Gutenberg war schon 1434 in Straßburg und fertigte dort im Jahre 1439 mit den Gebrüdern Dritzehn Pilgerspiegel für die Wallfahrt nach Aachen. Diese beliebten Devotionalien aus einer Blei-Zinn-Legierung wurden in einem Gussverfahren hergestellt. Aus einer Klage erfahren wir, dass sich das Konsortium verrechnet hatte: Die Wallfahrt fand erst ein Jahr später, 1440, statt. Enelin von der Isernen Tür verklagte Johannes Gutenberg 1437 vor dem Straßburger Gericht, weil er sein Eheversprechen ihr gegenüber nicht eingelöst hat.
Gutenberg baut mit Hans Dünne einen Rahmen
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Möglicherweise wurden von Gutenberg, den Gebrüdern Dritzehn und weiteren Teilhabern in Straßburg schon erste Textdrucke hergestellt. In den wenigen erhaltenen Dokumenten taucht der Ausdruck „Aventur und Kunst“ auf. Während in den Archivalien vom „Pressen“, der „Form“ und dem „Gezeug“ die Rede ist, wissen wir nicht, ob es sich um erste Druckversuche handelte. Ein Rahmen aus vier Teilen sollte zerlegt und aus dem Haus der Gebrüder Dritzehn geholt werden, damit ihn niemand entdecken konnte. Ob es sich tatsächlich schon um einen Rahmen für die Druckform handelte, ist nicht bekannt.
Der Bauernsohn am Rhein
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Peter Schöffer wurde um 1425 in Gernsheim am Rhein geboren. Da er sich selbst mit „Opilionis“ (Schäfer) bezeichnete, ist seine Herkunft im damals ländlichen Gernsheim aus bäuerlichen Verhältnissen anzunehmen. In seinem Festvortrag zur 100jährigen Einweihung des Schöffer-Denkmals von 1836 berichtete der damalige Leiter des Gutenberg-Museums, Aloys Ruppel: „Über die Gernsheimer Jugendzeit Peter Schöffers, über seine Eltern und Geschwister wissen wir nichts.“ Bekannt ist jedoch, dass Peter Schöffer vier Söhne hat. Gratian, Johann und Peter der Jüngere wurden Drucker. Von Ludwig ist nur wenig überliefert.
Peter Schöffer verläßt Gernsheim
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Wann Schöffer Gernsheim verließ ist nicht bekannt. Vielleicht erhielt Schöffer seine Schulbildung in Mainz. Mitte des 15. Jahrhunderts mag es gewesen sein, als Peter Schöffer zu seiner Bestimmung aufbrach: Teilnahme an der Entwicklung und Verbreitung der Buchdrucker-kunst. 1449 ist er an der Pariser Universität Sorbonne tätig, wo er Erfahrungen in der Herstellung handschriftlicher Bücher sammelt.
Als Schreiber und Kalligraph in Paris
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Vermutlich war Peter Schöffer in den Universitäten Erfurt und Paris eingeschrieben. Ob er nur als Schreiber tätig war oder vielleicht Rechtswissenschaft studierte, ist ungewiss. Zeugnisse belegen aller-dings, dass er ein hochbegabter Kalligraph und Schreiber war. Der handgeschriebene Kolophon aus dem Jahre 1449 zeugt noch heute von seinen Fertigkeiten. Das Original wurde 1870 in Straßburg vernichtet, während das Faksimile erhalten blieb.
Der Bibeldruck in Mainz
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Die klassische Szene zeigt Schöffer mit Fust und Gutenberg an der Druckpresse.
Die Teilung des Werks
Farbholzschnitt von Mario Derra 2004
Es kam am Ende des Bibeldrucks zu einem Prozess gegen Johannes Gutenberg, zu dem dieser selbst nicht erschien. Johannes Fust, sein Geldgeber, übernahm den größeren Teil der Bibel-Werkstatt. Auskunft darüber gibt das so genannte „Helmarspergsche Notariatsinstrument (StuUB Göttingen)“, eine Niederschrift des Prozesses, die am 6. November 1455 ausgestellt wurde. Johannes Fust hatte Gutenberg Geld für den Druck der ersten Bibel geliehen. Es gab Meinungsverschiedenheiten über die Rückzahlung. Fust wurde die Werkstatteinrichtung zugesprochen. Damit war die größere Werkstatt in Händen von Johannes Fust. Peter Schöffer wurde der Werkstattleiter des expandierenden Unternehmens.
Tod in Paris
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Peter Schöffer unternahm 1469 eine Verkaufreise für die Bücher der Offizin nach Paris, bei der sein Partner Johannes Fust an der Pest verstarb.
Die Doppelhochzeit
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Kurz nach dem Tode von Fust heiratete seine Witwe Conrad Henekis und Peter Schöffer Fusts Tochter Christina.
Der neue Partner
Farbholzschnitt von Mario Derra 2009
Peter Schöffer und Konrad Henekis befinden sich vor dem Druckhaus in Mainz, der angrenzende Hof wurde Schöfferhof genannt. . In den Händen halten Sie die zweifarbige Initiale, mit der erstmals 1457 ein mehrfarbig gedrucktes Buch hergestellt werden konnte. Im Hintergrund zu sehen ist das Drucksignet, das erste Markenzeichen überhaupt, das von Schöffer und seinen Partnern seit 1462 regelmäßig verwendet wurde.
Bücher für Europa
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Schöffer besaß auch in Frankfurt ein Haus, in dem er während der jährlichen Messen lebte. Um seine Bücher verkaufen zu können, die auf diesem Blatt an den Frankfurter Messturm erinnern, wurde er Bürger der Stadt.
Die Lithographie
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Die Erfindung des Flachdruckes vom Solnhofener Plattenkalk durch Alois Senefelder, brachte viele Vorteile für die Schnelligkeit und Authentizität in der Herstellung bildlicher Darstellungen.
Der automatische Satz
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Die Entwicklung von Gieß- und Setzmaschinen beschleunigte die Herstellung der Druckformen.
Die eiserne Presse
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Fast genau mit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundertkamen die eisernen Buchdruckerpressen auf, die die hölzerne Presse, über 350 Jahre fast unverändert wirksam, ablösten. Mit eisernen Buchdruckerpressen konnten nun der Druck verstärkt, die Formate vergrößert und das Drucken selbst beschleunigt werden, da man physikalische Gesetzmäßigkeiten nutzen konnte: die Schraube, Hebelsysteme, den Keil, das Kniegelenk, die Walze und anderes mehr. Der Drucker sparte Kraft und gewann Zeit.
Die Rotationsmaschine
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Nachdem ab 1811 Friedrich König das Prinzip „flach au flach“ der Druckerpresse durch sein Prinzip der flachen Form und der rotierenden Walze ersetzt hatte, war der Weg frei für weitergehende Innovationen: die Rotationsmaschine, die nur noch rotierende Zylinder verwendete, konnte die Druckgeschwindigkeit um ein vielfaches erhöhen. Zuerst wurde sie für den zeitabhängigen Zeitungsdruck entwickelt.
Der Offsetdruck
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Die seitenrichtige Druckplatte überträgt die Farbe auf ein Gummituch, das die Farbe elastisch an den Druckbogen weitergibt. Hohe Geschwindigkeiten und beste Qualitäten sind mit diesem Verfahren zu erreichen.
Der Digitale Druck
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Die zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts wird durch die elektronischen Medien bestimmt. Auch kleine Auflagen können nun in guter Qualität und preiswert hergestellt werden.
Der Binärcode
Farbholzschnitt von Mario Derra 2010
Das zur Wende ins 18.Jahrhundert von Leibniz entwickelte System, besteht nur aus zwei Zeichen. Diese werden mit einem festzulegenden Code zugeordnet und entschlüsselt. Meist werden hierzu eine Null und eine Eins verwendet. Die Computertechnik, von der wir inzwischen existenziell abhängig sind, bedient sich diesem Binärecodes. Die Kommunikation geht nun bis ins Universum. Auf der Suche nach (hoffentlich friedlichen!) Aliens sandte die NASA letztes Jahrhundert eine Botschaft ins All.
Andruckserie des Titelblattes
Holzschnittplatten des Titelblattes
Dank gilt den Modellen:
Josef Adler - Peter Schöffer im Alter Titelblatt (T), 12, 13, 14. Hans-Josef Becker - Johannes Gutenberg im mittleren Alter, 4, 5. Christiane von Bezhold - Christine Fust/Schöffer, 12. August Deichmann - Peter Schöffer im mittleren Alter, T, 9, 10, 12. Jessica Derra - Gesicht, 1. Dr. Eva Hanebutt-Benz - Margarete Fust, 12. Robert Hartmann – Rotationsdrucker, 18. Robert Kissel - Peter Schöffer im jungen Alter, T, 6, 7 , 8. Hans-Werner Köppe - Hans Dünne, 4, 5. Dieter Kügler - Johannes Fust, 9, 10, 11. Adalbert Lange- Gutenberg im Alter, 9, 10. Lim In-Ho – Metallgießer, 3. Dr. Claus Maywald - Offsetdrucker, 19. Rudolf Müller - Digitaldrucker, 20. Frank Obitz - Maschinensetzer, 16. Wolfgang Steen - Tiegeldrucker, 17. Wolfgang Steim ohne Bart - Notar Helmarsperger, 10 und mit Bart - Conrad Henekis, 12, 13.Chrissa Stamapoulos - Enelin von der Isernen Tür, 4, 5.Yoon Myon Cheol - Metallgießer, 3. Für das Blatt 2 ´“standen“ die Pi Sheng Statue im Gutenberg-Museum, für das Blatt 15 das Senefelder Denkmal in Solnhofen Modell.
Modelle im historischen Kostüm: August Deichmann, Dieter Kügler, Adalbert Lang, Dr Eva Hanebutt-Benz, Wolfgang Steim, Christiane von Bezhold und Josef Adler am Gutenberg-Museum Mainz.
Herzlichen Dank den Sponsoren:
Christiane von Bezhold
Elektrizitätswerk Rheinhessen AG
Hahnemühle Bütten Einbeck
Hostmann - Steinberg
HSE Stiftung
Kreisausschuss Groß-Gerau
Merck KGaA
Riedwerke Groß-Gerau
RWE – Kraftwerk Biblis
Schöfferstadt Gernsheim
Überlandwerk Groß-Gerau